„Flinke Finger" am Zauberberg
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- Veröffentlicht: 26. August 2014
Nebelschwaden und Nieselregen begleiteten mich auf meiner Fahrt von Königstein nach Ruppertshain. Mein Ziel war die Nähstube des Burgverein Königstein e.V. Nach kurzer Fahrt tauchte das Schild „Zauberberg“ aus dem Nebel vor mir auf. Diesen zauberhaften Namen hat die ehemalige Lungenheilanstalt in Ruppertshain, in dem die Nähstube jetzt schon seit über 10 Jahren untergebracht ist. Ganz unscheinbar, in einem Art Innenhof gelegen, befindet sich der Eingang zur Nähstube. Wer jetzt gedacht hat, er betritt einen oder mehrere große Räume, in denen überall wunderschöne Gewänder auf Kleiderständern hängen, wird enttäuscht sein. Unzählige wunderschöne Gewänder ja, aber die Kleiderständer stehen dicht an dicht, so dass kaum ein Durchkommen möglich ist. „Ja, es ist eng hier, sogar sehr eng“, sagt mir Inga Ernst, die Leiterin der Nähstube. „Aber wir sind froh, dass wir hier eine Bleibe gefunden haben“. Mit „wir“ meint sie ihre Mitstreiterinnen in der Nähstube, Johanna Barnickel, Gudrun Lamm, Margit Wochner und Dagmar Reuter.
Das Motto hier lautet in der Tat: „Nach dem Burgfest ist vor dem Burgfest“. Gerade in den Wochen vor und nach dem Burgfest leisten die Damen Erstaunliches. Zunächst möchte natürlich jeder, der beim Königsteiner Burgfestumzug mitgeht, das „schönste“ Gewand oder Kostüm haben. Nach dem Burgfest wird jedes einzelne Stück genauestens inspiziert, ob nicht etwa ein Knopf fehlt, der Stoff einen Schaden erlitten hat oder ob das Futter beschädigt ist. Dafür treffen sich die Damen jeden Dienstag das ganze Jahr über in ihrer Nähstube. „Nur zwischen den Jahren haben wir zwei Wochen geschlossen“, stellt Frau Ernst fest. „Sonst sind wir immer dienstags zwischen 14.00 Uhr und 17.30 Uhr hier zu erreichen“. Ich schaue mich ein wenig um und bin erstaunt, was in so zwei kleinen Räumen alles untergebracht ist. „Wir haben hier allein ca. 500 Gewänder, Kleider und Kinderkostüme aus Samt.
Dazu kommen noch über 60 Bauernkostüme für Frauen und ebenso viele Bauernhemden für Herren und über 50 Kindersachen sowie noch etliche andere Kostüme von denen ich gar nicht weiß wie viel es eigentlich genau sind“, fügt Frau Ernst hinzu. „Aber das ist noch längst nicht alles“, lacht sie und deutet auf die Unmengen von klar beschrifteten Kisten mit „Ausputz“.
Auf mein erstauntes Nachfragen klärt sie mich auf. Unter Ausputz verstehen die Damen der Nähstube kleine Täschchen, Gürtel, Strumpfhosen, Unterröcke usw. Aber auch die unzähligen Kopfbedeckungen sonstigen Kurzwaren haben alle ihren Platz gefunden. Dass die fünf Damen sich gut verstehen merkt man sofort. Ich fühlte mich sofort wohl als ich in die gute Stube eingetreten war. Fleißig sitzen Sie an Ihren kleinen Nähmaschinen, jede von ihnen arbeitet mit flinken Fingern an beschädigten Gewändern. Seit 35 Jahren ist nun Inga Ernst dabei und damit die „Dienstälteste“. „Als meine Tochter Gabriele 1979 Burgfräulein war, habe mich entschlossen in der Nähstube mitzuwirken“, sagt sie stolz. Ja, stolz können auch ihre Mitstreiterinnen sein, denn was diese Damen das ganze Jahr über am Zauberberg ehrenamtlich „zaubern“, können die Burgfestbesucher zum Königsteiner Burgfest Jahr für Jahr bewundern. Ein Burgfest ohne die Nähstube kann ich mir nicht vorstellen.
Natürlich können alle diese Gewänder das ganze Jahr über z.B. zu Geburtstagsfeiern oder Hochzeiten auch ausgeliehen werden. Dazu melde man sich Dienstag Nachmittags unter der Telefonnummer der Nähstube 06174-1430.
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